Von Erinnerungskultur bis Inklusion: Hessen fördert innovative Demokratieforschung

„Die Demokratie resilient zu machen gegen Extremismus und Polarisierung ist eine der dringlichsten Aufgaben unserer Zeit. Wissenschaft und Forschung leisten dazu einen entscheidenden Beitrag“, so Wissenschaftsminister Timon Gremmels. „Die geförderten Projekte zeigen das Potenzial und die große Bandbreite der Demokratieforschung. Sie stärken die demokratische Kultur, den offenen Dialog zwischen Bürgerinnen, Bürgern, Politik und Wissenschaft – und damit die Zukunftsfähigkeit der Demokratie in Hessen. Wichtig ist uns auch der Auswahlprozess: Externe Gutachterinnen und Gutachter und der außerhessische, unabhängige Programmbeirat sorgen für ein wissenschaftsgeleitetes Verfahren.“
Die Projekte wurden in zwei Förderlinien beantragt. Mit der Linie „Hessische Wissenschaftsnetzwerke“ stärkt das Wissenschaftsministerium die Vernetzung von Forschenden in Hessen, die gemeinsam innovative Themen der Demokratieforschung bearbeiten. Die Linie „Hessen-Monitor“ fördert die wissenschaftliche Erarbeitung konzeptioneller Grundlagen für eine repräsentative Bevölkerungsbefragung zu Polarisierung, Stadt-Land-Gegensätzen, Demokratiezufriedenheit, Institutionenvertrauen und demokratischer Resilienz.
Die drei Projekte mit Kasseler Beteiligung laufen unter der Förderlinie „Hessische Wissenschaftsnetzwerke“.
„Umkämpfte Geschichte(n)“, Koordinierung Universität Kassel, Förderung 13.492 Euro
Weltweit geraten demokratische Erinnerungskulturen zunehmend unter Druck. Das Wissenschaftsnetzwerk „Umkämpfte Geschichte(n)“ der Universität Kassel, der Philipps Universität Marburg und Justus-Liebig-Universität Gießen untersucht die Auswirkungen geschichtsrevisionistischer Strömungen in Deutschland, Argentinien und Spanien. Die Forschenden wollen herausfinden, wie neurechte Bewegungen etablierte Geschichtsbilder und Erinnerungskulturen systematisch in Frage stellen und progressive Errungenschaften der demokratischen Gesellschaften angreifen.
„Gendering Democratic Resilience", Frankfurt University of Applied Sciences, 11.238 Euro
Gender, Diversität und geschlechterdemokratische Errungenschaften stehen im Zentrum von Angriffen auf viele Demokratien. Dieses Spannungsverhältnis erfordert eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Geschlechterfragen und Demokratieforschung, um demokratiefeindlichen und diskriminierenden Kräften entgegenzuwirken. Das Wissensnetzwerk GeViDem, in dem die die Frankfurt University of Applied Sciences mit der Justus-Liebig-Universität Gießen, der Universität Kassel, der Philipps-Universität Marburg und der Goethe-Universität Frankfurt kooperiert, bündelt bestehende hessische Forschungsaktivitäten und Expertisen zum Verhältnis von Demokratie und Geschlechterverhältnissen.
„Inklusive und barrierefreie Demokratie", Universität Kassel, 30.683 Euro
Menschen mit Behinderungen können vom gesellschaftlichen Engagement und demokratischer Teilhabe ausgeschlossen sein, wenn Barrieren bestehen oder ihnen Engagement nicht zugetraut wird. Inklusive Demokratie ist eine Forderung der UN-Behindertenrechtskonvention und des Grundgesetzes. Mit Beauftragten und Beiräten in Bund, Land und Kommunen ist in den vergangenen Jahren versucht worden, dies umzusetzen. Das Wissensnetzwerk soll Erkenntnisse aus der Wissenschaft und Fragen aus der Praxis zusammentragen, um das Thema für Forschung und Politik zu erschließen. Das betrifft beispielsweise Fragen der Barrierefreiheit bei der politischen Information im Web, Online-Wahlen oder der Teilhabe in kommunalen Vertretungen. Federführend ist die Universität Kassel. Sie arbeitet mit der Hochschule Fulda sowie der Frankfurt University of Applied Sciences zusammen.
Terminhinweis: Die Universität Kassel ist Gastgeberin der Auftaktveranstaltung zur Gesprächsreihe „Demokratieforschung im Dialog“. Sie trägt den Titel „Widerstandsfähige Demokratie durch Teilhabe – Welche Perspektiven bietet die Wissenschaft?“ und findet am 10. Juni 2025 von 19:00 bis 21:00 Uhr im Gießhaus der Universität Kassel, Mönchebergstraße 5, statt. Teilnehmer sind u.a. Minister Timon Gremmels, Universitätspräsidentin Prof. Dr. Ute Clement und der Wissenschaftler Prof. Dr. Felix Welti.
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